Endlich war es wieder einmal soweit. Ein gemeinsamer Ausflug, lange geplant und mehrfach verworfen, lag vor uns. Seit Monaten schon hatten wir vor, wieder einmal mit mehreren aus der Gruppe loszuziehen. Aber immer kam etwas dazwischen. Mal das schlechte Wetter, dann Wochenendarbeit hier oder - ganz profan - eine Erkältung dort. Aber nun, am 1. Dezember, pünktlich zur Saison der Weihnachtsmärkte, passte es.
Wieder einmal begann der Tag mit frühem Aufstehen, nichts mit Wochenende und Ausschlafen! Denn gründlichstes Rasieren, Schminken und feminin ankleiden dauern nun einmal einige Minuten länger als das alltägliche Anziehen. Dafür ließ sich das Ergebnis dann auch sehen und gleich nach dem Frühstück ging’s los auf die Autobahn.
Nach ca. 45 Minuten Anreise fanden wir, leider ein Stück von der City entfernt, einen Parkplatz. Ein etwa 10minütiger Spaziergang brachte uns zum vorher vereinbarten Treffpunkt, direkt am Weihnachtsmarkt. Gleich nach der Begrüßung ging’s los durch die Fußgängerzone der Altstadt. Unsere Frauen hatten vorgesorgt und bequeme Schuhe angezogen. Aber auch ich trug an diesem Tag nur Pumps mit relativ breiten und nicht so hohen Absätzen. Das war auch ganz gut so, denn die diversen Pflastersteinsorten in der Altstadt von Lüneburg verlangten nach entsprechendem Schuhwerk. Auf hohen Hacken wäre dieser Tag sonst auf keinen Fall zu meistern gewesen. Jasmin kann ein Lied davon singen. Obwohl auch ihre Stiefeletten gar nicht so hoch waren hatte sie leichte Probleme mit den dünnen Absätzen in den Fugen der Pflastersteine.
Weil wir uns nicht einigen konnten und unsere Wünsche und Ziele nicht unter einen Hut zu bringen waren, teilten wir uns zwischenzeitlich in kleine Grüppchen auf und stöberten durch die Geschäfte und Boutiquen. Allerdings habe ich am Vormittag außer neuer Wimperntusche gar nichts gekauft. Bei DOUGLAS wurde ich jedoch sehr zuvorkommend beraten und bedient. Auch eine Apothekerin, die meiner Tochter ein wenig später eine Salbe verkaufte, zuckte nicht mal mit der Wimper, als ich sie beim Bezahlen ansprach.
Schade nur, dass in Lüneburg selbst C&A in Schuhgröße 44 nichts wirklich Schönes zu bieten hat. Nur bequeme Treter für Oma, nichts was gerade junge Frauen oder Damen suchen. Glaubt man denn dort, dass nur alte Frauen große Füße haben? Eigentlich werden doch die Mädels immer größer und damit doch auch deren Füße. Und die würden bestimmt lieber modernere und peppige Schuhe kaufen. Sei’s drum, Suchen und Anprobieren macht auch Spaß, auch wenn frau hinterher doch nichts kauft.
Gegen 13 Uhr wurden die Beine langsam müde und wir fanden ein nettes kleines Restaurant, wo wir mit wärmenden Getränken auf einen schönen Tag anstießen. Das Personal war freundlich und bemüht unsere Wünsche zu erfüllen. Obwohl die Tische klein waren und von uns kurzerhand Stühle dazu gestellt wurden, gab’s nur freundliche Worte. Frisch gestärkt und aufgewärmt machten wir dann weiter mit dem Bummel durch die Straßen und Gassen. Glücklicherweise blieb es den ganzen Tag lang trocken, wenn auch die Temperaturen sich nur um 5 Grad bewegten. Eigentlich nicht gerade das Idealwetter für Röcke und Pumps, aber trotzdem waren wir nicht die einzigen. Es gab noch eine ganze Reihe von Frauen, die ebenfalls Röcke trugen. Fairerweise muss man dazu sagen dass die meistens lang waren und die Frauen dazu überwiegend Stiefel an hatten. Aber Röcke sind im Stadtbild wieder zu sehen.
Zwischendurch gab es natürlich wie gewohnt einige zweifelnde Blicke von Seiten der Passanten, aber angestarrt oder angemacht wurde keine. Nein es gab sogar, speziell in den kleinen Modegeschäften, die wir aufsuchten, das eine oder andere Kompliment für unser Aussehen und unser Tun! Das macht selbstsicher.
Am späten Nachmittag zog es uns dann ins Brauhaus, wo frau sehr gut essen kann. Es fand sich auch sofort ein großer freier Tisch und auch hier wieder, wie schon so oft erlebt, zuerst das große Staunen seitens der Bedienung. Anschließend ein vorsichtiges Herantasten an diese Gäste, diese komischen Tanten. Und dann brachten diverse Kellner und Kellnerinnen die Getränke und Speisen. Alle wollten uns mal sehen glaube ich. Das Eis taute schnell und spätestens beim Bezahlen stellte sich dann echte Freundlichkeit ein. Verbunden mit der Bitte, doch mal wieder herein zu schauen. Solche netten Gäste seien dort sehr erwünscht.
Gut gelaunt schlenderten wir nach dem Essen gemächlich noch einmal durch die nun dunklen aber weihnachtlich beleuchteten Gassen, guckten hier, staunten da, aber wollten dann doch lieber nur noch eines: nach Hause und heraus aus den Schuhen, die im Laufe dieses langen Tages denn doch scheinbar immer enger wurden. Der Weg zurück zum weit entfernt abgestellten Auto wurde lang und länger. Aber, wie heißt es doch so treffend? Wer schön sein will, muss leiden. Und gelitten haben wir an diesem Tage nicht! Höchstens ein bisschen unsere Füße, vom stundenlangen Pflastertreten.
Leider hat wieder einmal keine von uns daran gedacht, eine Kamera einzustecken, oder ein Fotohandy. Schade eigentlich, denn es war wieder einmal ein rundum gelungener Tag.
Juliane