Caroline - Teil 1

Mist, jetzt haben sie mich, schießt es mir durch den Kopf! Seit etwa 4-5 Minuten fahren sie hinter mir her. Seit Lomborg schon, auch durch die Abkürzung, über die Kreuzung und durch den Kreisverkehr. Einige Kilometer schon, in denen ich maximal 80 km/h gefahren bin und mir alle möglichen Szenarien durch den Kopf geschossen sind.

Doch nun überholen sie, setzen sich vor mich. An der Seite steht groß und deutlich POLIZI - die dänische Polizei. Was werden sie mit mir machen wenn sie erkennen wer ich bin? Werden sie mich verhaften, ausweisen, oder was schlimmeres? Doch was kann ich schon tun? Ich fahre einfach stur weiter hinter ihnen her, bis dann, kurz vor einer Haltebucht, wie sie hier oben in Jütland an den Landstraßen typisch sind, die Kelle kommt. Brav blinke ich und halte an. Was soll ich auch sonst anderes tun? Was für eine hirnverbrannte Idee ist das auch, hier jetzt herum zu fahren. Warum nur bin ich nicht in meinem kleinen, gemütlichen Ferienhaus geblieben?

Der Beifahrer steigt aus, setzt seine Mütze auf und kommt auf seinen Stiefeln zu mir her gestapft. Ich kurble das Fenster herunter, beginne in der Handtasche auf dem Beifahrersitz fahrig nach meinen Papieren zu suchen. Er bückt sich, schaut zu mir herein und sagt in seinem typisch dänisch gefärbtem Deutsch: „Bitte auch ssie junge Frau müsssen bitte anmaken dass Licht wenn ssie fahren mit Auto bitte“.

Mechanisch nicke ich. Meine Hände mit den dunkelrot lackierten Nägeln greifen zum Lichtschalter. Er bedankt sich, wünscht mir noch eine gute Fahrt und geht zurück zum Streifenwagen. Meine Hände zittern! Die Knie sind butterweich und ich bin kaum in der Lage, die Pedale zu treten, aber ich will weg. Am liebsten zurück in mein Ferienhaus, aber jetzt zu wenden, würde mich wohl erst recht verdächtig machen. Außerdem liegt mein Ziel gleich da vorn, keine 2 Kilometer weiter. Der Waldparkplatz in der Klosterheede Plantage, Dänemarks größtem zusammenhängenden Waldgebiet.

Ich fahre also erst mal weiter und der Streifenwagen folgt mir wieder. Kurz darauf erreiche ich die Einfahrt zum Parkplatz. Werden sie mir jetzt folgen? Nein, sie brausen vorbei während ich abbiege, grüßen noch einmal und sind weg!

Ich erreiche den Parkplatz und beschließe, einige Minuten hier zu warten und dann gleich wieder zurück zu fahren. Es ist still hier, der Wind raunt leise in den Bäumen und ein paar Vögel sind zu hören. Nur drei weitere Autos stehen etwas entfernt auf der weiten Fläche, sonst nur Natur. Nach einigen Minuten werde ich wieder ruhiger. Es ist ja nichts passiert. Meine nylonumhüllten Knie unter dem Lenkrad zittern sich aus und auch die Finger sind ruhiger geworden. Was gäbe ich jetzt für eine Zigarette, aber ich habe mir vor knapp einem Jahr das Rauchen abgewöhnt.

Als nichts passiert, überlege ich, ob ich nicht doch meinen Plan wahr machen soll. Soll ich es wagen, was mir schon seit Monaten im Kopf herum spukt? Soll ich ganz allein und am hellen Nachmittag hier durch den Wald spazieren gehen?

Ich beschließe es zu tun! Ich steige aus und trete hinten an die Heckklappe heran. Dort liegen meine neuen Wanderschuhe, mit den kleinen Keilabsätzen, die ich erst seit wenigen Wochen habe. An einigen Abenden habe ich sie zwar schon zu kurzen Spaziergängen ange-zogen, aber so richtig eingelaufen sind sie noch nicht. Trotzdem schlüpfe ich hinein in diese wunderbar weichen Wildlederschuhe. Ich setze mich auf die Ladekante und schüre die Schuhe fest an meine Füße. Dann richte ich mich auf, ziehe die beige Jacke über, denn so richtig warm ist es jetzt Ende September nicht mehr. Meine braune Handtasche hole ich von vorne und hänge sie mir über die Schulter. Dann folgt noch ein langer prüfender Blick in den Spiegel. Ich zupfe die Haare ein bisschen mehr in die Stirn, lege noch einmal etwas von dem dunklen rotbraunen Lippenstift auf und pudere das Gesicht noch einmal ab. Eigentlich doch nicht nötig, schließlich will ich doch nur ein wenig spazieren gehen, aber ich fühle mich einfach besser so und gehe dann, trotz des Zwischenfalls von vorhin, einfach los. Ich folge den roten Wegmarkierungen hinein in den dichten Wald, aber ich bin ja nicht zum ersten Male hier, ich kenne diesen Weg, bin ihn vor drei Jahren schon einmal gegangen.

Damals ging ich in einer langen Hose, doch heute gehe ich im Rock. Nun werden viele erwidern, dass doch viele Frauen Hosen tragen. Mittlerweile sogar bestimmt öfter als Röcke und Kleider, und doch bei mir ist das etwas anders. Ich bin nämlich ein Crossdresser, ein Transvestit! Einer, der Spaß daran hat sich Frauenkleider anzuziehen, Damenstrümpfe und hochhackige Schuhe. Auch heute trage ich außer meinem Rock eine Damenbluse und eine Damenjacke. So etwas außerhalb der Wohnung zu tragen ist schon aufregend genug für mich, aber ich habe darunter noch etwas viel reizvolleres an. Im Gegensatz zu den meisten Frauen, die, wenn sie denn schon mal Röcke tragen, darunter eine Strumpfhose anziehen, habe ich ein etwas altmodisches Korselett an und richtige Damenstrümpfe. Ich trage Damen-schuhe, eine Perücke, bin stark geschminkt und sehr, sehr nervös.

Vor einer knappen halben Stunde bin ich das erste Mal als Frau gekleidet, im Hellen hinaus gegangen, bin mit vor Angst weichen Knien die wenigen Meter von der Haustür zum Auto gestöckelt und schnell eingestiegen.

Bisher bin ich erst einige Male im Schutze der Dunkelheit unterwegs gewesen. So etwa Zuhause in der kleinen Stadt südlich von Hamburg, aus der ich komme. Da bin ich zur Faschingszeit als Frau gekleidet abends hinaus geschlichen und dann eine bange viertel Stunde lang durch die fast leeren Straßen gestöckelt. Zwei Abende später bin ich, wieder als Frau gekleidet, mit dem Auto in den Nachbarort gefahren und dort die abendlich leere Hauptstraße entlang geklappert. Zu der Zeit wäre ich wohl auch nicht vielen aufgefallen in dem bunten Zigeunerkostüm, der schwarzen Netzstrumpfhose und den himmelhohen Lackleder Pumps. Eine Frau im Faschingskostüm eben. Grell geschminkt und mit einer ganz billigen schwarzen Kunsthaarperücke auf dem Kopf.

Anfang November war ich dann das nächste Mal unterwegs, bin im dicken Nebel die lange Fußgängerzone in unserem Ort entlang gestöckelt. Allerdings damals schon mit meiner jetzigen natürlich wirkenden Perücke, auf nicht ganz so hohen Stöckeln und einem relativ langen Rock. Darüber trug ich meine ganz neue Damenjacke, eine Handtasche über der Schulter und einem Schirm in der anderen Hand. Damals hatte ich aber eine Strumpfhose drunter und mein BH war noch mit billigen Schaumstoff Polstern gefüllt.

Jetzt gehe ich hier mutterseelenallein als Frau durch den Wald. Ich werde aber ruhiger und versuche mich möglichst feminin zu bewegen. Das habe ich Zuhause oft geübt und auch auf Video aufgenommen um meine Fehler zu finden. Bin immer und immer wieder auf hohen Stöckelschuhen durch das Wohnzimmer gegangen, habe mich hingesetzt, habe versucht, die Beine damenhaft übereinander zu schlagen, oder als Frau auch mal Staub zu saugen. Die Filme zeigten fast immer einen Mann in Frauenkleidung. Erst nach vielem Üben habe ich die Knackpunkte erkennen und langsam abstellen können. Es war ein schweres Stück Arbeit für mich, nicht nur sicher in meinen Bewegungen zu werden, sondern als Frau gekleidet auch so auszusehen und zu wirken, meine eckigen Bewegungsabläufe umzuformen in die typisch weichen, weiblichen Bewegungen.

Jetzt, hier bei meinem allerersten Spaziergang en femme, kommt mir das Zugute. Der schmal geschnittene Rock der eben über meine Knie reicht, zwingt mich geradezu, kleine Schritte zu machen. Ja, ich habe sogar heute morgen noch den hinteren Gehschlitz zusam-mengeheftet damit ich ganz sicher nur kleine Trippelschritte machen kann. Außerdem trage ich heute darunter Nylonstrümpfe, keine Strumpfhose wie sonst fast ständig. Ich habe nämlich bemerkt, dass ich mich viel kontrollierter und fraulicher verhalte und bewege, wenn die Gefahr besteht, dass jemand bemerken könnte, dass ich Nylons unterm Rock trage. Diesen hübschen Rock habe ich am Samstag Mittag in Lemvig gekauft. Ich war noch im Supermarkt zum Einkaufen gewesen denn vor 14 Uhr konnte ich ja nicht ins Haus. Da immer noch Zeit war, bin ich durch die Fußgängerzone geschlendert und hatte vor einem Laden auf einem Ständer diesen Rock entdeckt. Aus einem groben Tweedstoff, in Braun- und Beigetönen, ganz schmal geschnitten, mit einem kleinen Gehschlitz hinten und einem breiten Ledergürtel. Die Größe 42 müsste passen und der Preis von umgerechnet etwa 30 DM machte mir die Entscheidung leicht, ich habe ihn spontan gekauft.

Während ich so mit kleinen Schritten weitergehe schweifen meine Gedanken zurück. Wie kam es bloß dazu, dass ich hier heute als Caroline, in Frauenkleidung durch den Wald spaziere?

Es liegt gerade einmal knapp drei Jahre zurück. Wir waren hier in Dänemark im Urlaub, ein befreundetes Paar, meine Frau und ich. Unsere Ehe war für mein Gefühl bisher sehr gut gelaufen, doch das sollte sich nach dem Urlaub als Trugschluss erweisen.

Von einem einwöchigen Lehrgang zurückgekehrt, fand ich eines abends unsere Wohnung halb leergeräumt vor. Zuerst dachte ich an Einbrecher, aber dann sah ich den Brief.

Ein schnell und in Eile dahin geschriebener Brief, in dem meine Frau mir kurz und bündig erklärte, sie hätte einen anderen, einen r i c h t i g e n Mann gefunden. Die Scheidung ging dann relativ schnell und ohne Komplikationen über die Bühne. Ich durfte die Wohnung behalten, einen Teil der Möbel und den Kombi. Sie nahm sich den nagelneuen AUDI A6 und einige Möbel.

Beim Gerichtstermin sah ich dann auch ihren neuen Lover. Er war mindestens 1,95 groß und überragte meine bestimmt nicht kleine Ex-Frau um mindestens 15 Zentimeter. Und das obwohl ich sie an diesem Tage zum ersten Mal auf richtig hohen Absätzen sah. Bisher hatte sie nach ihren Worten darauf ja immer verzichten müssen um neben mir nicht größer zu wirken. Gut, ich bin halt nur 1,70 groß, aber meine Frau war nicht nur 1,78 sondern auch viel kräftiger gebaut.

Ich habe halt das Pech, oder wie mir inzwischen bewusst geworden ist, das große Glück, das ich nach meiner Mutter komme und relativ klein und schmal bin. Meine vier älteren Schwestern dagegen haben alle mehr Vatis Statur. Groß, kräftig gebaut und fast schon ein wenig grobschlächtig.

Inzwischen bin ich an dem kleinen See angekommen und setze mich auf die Bank, die sogar ein bisschen Sonne abbekommt. Weit und breit ist niemand zu sehen oder zu hören, nur der allgegenwärtige Wind raunt leise in den Bäumen. Meine goldbraun überhauchten Beine unter dem Rock glänzen sehr stark in der Sonne, was ich sehr gern mag. Ich habe heute extra welche in 30den angezogen, damit es nicht so schnell Laufmaschen gibt. Um mein Make-up zu kontrollieren, ziehe ich den Taschenspiegel hervor. Gut sieht es aus, selbst vom sonst immer schnell wieder hervor kommenden Bartschatten ist trotz des hellen Lichts noch nichts zu sehen. Mein neuartiges Camouflage hält was es verspricht. Zurückgelehnt genieße ich die Sonnenstrahlen und schließe die Augen.

Wie ist es dann eigentlich weitergegangen, damals nach der Scheidung? Sie hatte bei ihrem Auszug einiges vergessen, oder einfach dagelassen. Ich sollte gefälligst den Plunder entsorgen hatte sie mir noch im Gericht gesagt und war von Dannen gestöckelt.

Na ja und entsorgt habe ich dann ja auch alles. Vieles war wirklich ganz einfach Plunder. Ihre zahlreichen Liebesromane etwa, die ich der Stadtbücherei geschenkt habe, oder ihre große Sammlung von Nilpferden. Über 200 Stück dieser dickwanstigen Ungeheuer, von A wie Alabaster bis Z wie Zebrastoff standen, saßen oder lagen in unserer Wohnung herum und niemand wollte sie haben. Bei eBay bin ich sie dann losgeworden, aber das war eine andere Geschichte.

Ihre Kleidung, die sie nicht mehr brauchte, war da schon etwas anderes. Zuerst nahm ich mir den Wäscheschrank vor. Bis auf einige Stücke war er leer. Ich fand nur noch das Bustier das ich ihr vor einigen Jahren mal geschenkt hatte und einige Slips, sowie einen hellgrauen BH und Strapsgürtel die ich ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Das, was ich so gerne einmal an ihrem Körper gesehen hätte, sie aber niemals angezogen hatte. In der unteren Schublade lagen sogar noch die dazu gehörigen Nylonstrümpfe. Noch nicht einmal ausgepackt hatte sie diese; wie sie es verächtlich nannte, „Nuttenwäsche“!

Vorher hatte ich mich nie so genau darum gekümmert, was alles in ihren Schränken war, aber als ich nun die Reste zusammensuchte, fand in mir plötzlich eine damals noch für mich erschreckende Wandlung statt.

Irgend etwas brachte mich dazu, mich auszuziehen und den BH, einen winzigen Slip und den dazu gehörigen Strapsgürtel anzulegen. Die Sachen passten mir sogar und ich riss eine Strumpftüte auf. War das Anziehen der Wäsche schon erregend gewesen, so gab es nun noch eine deutliche Steigerung. Das Gefühl der Nylons auf der Haut war einfach irre! Ich zog die beiden grauen Strümpfe an, fummelte die Halter fest und war unheimlich erregt. Wie unter Zwang suchte ich in den Resten ihrer Kleider, Röcke und Blusen bis ich etwas fand das mir zusagte. Eine weiße Rüschenbluse ließ sich über meinem mit Strumpfhosen ausge-stopftem BH gut schließen. Ihr dunkelgrauer kurzer Rock saß zwar etwas locker, aber der Gürtel hielt alles fest.

Ich hatte vorher noch nie Frauensachen angezogen! Nein, meine Leidenschaft begann damit, dass ich die letzten Sachen meiner Frau, oder besser Ex-Frau zusammengesucht hatte. Allerdings ist Leidenschaft nicht das richtige Wort für mein ausgefallenes Hobby. Denn ich leide nicht, oder besser nicht mehr darunter, das ich in meiner Freizeit immer häufiger Frauenkleidung trage. Zuerst hatte ich schon ein komisches Gefühl in mir, weil ich etwas tat, dass man(n) nicht macht. Aber im Laufe der Monate fand ich immer mehr Gefallen daran, mich feminin zu kleiden und dann auch zu schminken, mir eine Perücke aufzusetzen, meine Nägel zu lackieren und Schmuck anzulegen.

Allerdings bin ich mit den Resten meiner Ex nicht weit gekommen. Zum einen saßen die Sachen nicht richtig, zum anderen mochte ich nicht alles leiden. So kam was kommen musste. Einmal auf den Geschmack gekommen kaufte ich nach Vermessen meines Körpers bei „Otto Neckerquelle“ ein. Nach wenigen Monaten hatte ich eine für mein Gefühl flotte Basisgarderobe zusammen. Einzig die Schuhfrage zu lösen, dauerte etwas länger.

Im Gegensatz zu meiner Ex habe ich Schuhgröße 41-42 und damit konnte ich ihre zurück gelassenen Schuhe mit Gr. 39-40 getrost der Altkleidersammlung übergeben.

Bei C&A wurde ich erstmals bei den Damenschuhen fündig. Aber auch Salamander bietet bis 42 eine, wenn auch sehr eingeschränkte Auswahl an. Allerdings waren nicht alle Schuhe das, was ich als modisch bezeichnen würde.

Durch einen Zeitungsartikel über lange Menschen kam ich aber an fünf Schuhgeschäfte in Hamburg, die modische Damenschuhe in Übergrößen führen. Der Kauf war dann allerdings jedes Mal ein Akt. Ich glaube die meisten der verständnisvollen Verkäuferinnen wussten sofort, dass diese Schuhe nicht für meine Frau waren.

Doch nun sitze ich hier in Dänemark als Frau gekleidet in der Sonne und genieße es, als Caroline unterwegs zu sein. Den Namen habe ich mir bei der monegassischen Prinzessin ausgeborgt, denn sie verkörpert in meinen Augen das perfekte weibliche Wesen. So wie sie seit Jahren aussieht, möchte ich aussehen und mich kleiden. Meine Perücke hat fast genau ihren Schnitt und große Teile meiner Damengarderobe sehen so aus wie die Prinzessin auf den zahlreichen Fotos von ihr in der Regenbogenpresse.

Weit entfernt tauchen Leute auf, genau auf dem Weg, den ich weiter gehen will. Zuerst überlege ich ob ich nicht umkehren soll, aber dann entschließe ich mich zum Frontalangriff. Eigentlich möchte ich ein Zusammentreffen vermeiden, denn ich bin noch längst keine perfekte Frau, auch wenn ich mittlerweile praktisch jeden Tag unter der Alltagskleidung eine Strumpfhose und ein Miederhöschen trage, aber ich will es jetzt auch wissen und stehe auf als sie heran kommen.

Nachdem ich meinen Rock glatt gestrichen und meine Handtasche über die Schulter gehängt habe, gehe ich mit kleinen Schritten los.

Die Kinder, die vorweg laufen, grüßen im vorüber rennen, sie haben den kleinen See entdeckt, denen falle ich gar nicht auf. Die Erwachsenen kommen gemächlicher hinterher. Sie schauen schon kritischer, oder kommt es mir nur so vor? Wahrscheinlich wird jede Frau die im Rock im Wald umher läuft so angesehen, aber ich kann mich nicht dazu durchringen eine Damenhose anzuziehen. Dann muss ich eben damit leben, dass man mich gelegentlich genauer anschaut. Doch auch die Erwachsenen grüßen freundlich und ich erwidere den Gruß leise auf dänisch.

Dann bin ich wieder allein und meine Gedanken schweifen erneut zurück.

Das gesamte Winterhalbjahr über habe ich meine Garderobe komplettiert, versuchte das richtige Schminken zu lernen und bin dann wie geschildert in der Faschingszeit und im Herbst auch das erste Mal en femme hinaus gegangen.

Fast jeden Abend habe ich mich in der Folgezeit nach Feierabend umgezogen und sehr häufig Videoaufnahmen von mir gemacht. Die Schminkerei wurde auch immer besser und auch auf den hochhackigen Schuhen lernte ich ganz langsam das richtige Gehen.

Im Frühjahr reifte mein Entschluss, den Urlaub dieses Jahr hier wieder in Dänemark zu verbringen. Allerdings war gleich klar, dass Caroline mitkommen würde.

Das Haus war schnell gebucht und in den folgenden Monaten überlegte ich, was ich denn alles mitnehmen müsste.

Ein Gedanke setzte sich immer mehr in mir fest. Wie wäre es, als Stefan nur noch den Schlüssel zu holen und dann den ganzen Urlaub als Caroline zu verbringen? Ob das machbar wäre, war mir überhaupt noch nicht klar, aber der Wunsch es zu tun wurde in den Wochen vor dem Urlaub immer drängender.

Ja und dann bin ich vorgestern hier angekommen, habe den Schlüssel geholt und meine Siebensachen im Haus verstaut. Caroline hat mit ihren vielen Klamotten das große Zimmer bezogen während Stefans wenige Sachen bisher unbenutzt in dem kleinen Kinderzimmer liegen. Noch am Nachmittag, nachdem ich noch schnell eingekauft hatte, wurde ich ganz langsam und jeden Moment des Umziehens und Schminkens genussvoll auskostend zu Caroline. Vielleicht für ganze drei Wochen?

Mit einer hauchdünnen, seidig glatten und stark glänzenden naturfarbenen Strumpfhose, einem BH sowie meinen neuen Silikonbrüsten, einem altrosafarbenem dünnen Pulli der die Brüste gut betont, meinem grau gemusterten Rock und den dunkelgrauen Wildleder Pumps wurde ich zu Caroline. Die anschließende Schminkorgie dauerte fast eine Stunde aber dann habe ich mich getraut in der beginnenden Dämmerung das erste Mal hinaus zu gehen. Mit meiner neuen dunklen Pagenkopfperücke mit den Strähnchen darin und etwas Schmuck sah ich im Spiegel eine junge Frau. Mit einer übergezogenen Wolljacke bin ich zur Müllstation gegangen und als niemand mich beachtete, bin ich kurz darauf auch noch zur Telefonzelle gestöckelt. Ich habe bei meinen Eltern angerufen und ihnen gesagt, dass ich gut gelandet bin.

Beim Herauskommen aus der kleinen Holzhütte, die außer dem Telefon auch die Postfächer enthält, warteten draußen ungeduldig schon drei Mädchen. Offensichtlich hatten sie aber meiner Stimme nicht viel Gewicht beigemessen denn sie reagierten nicht weiter auf mich, obwohl ich, wie ich schon nachmittags bemerkt hatte, wohl die einzige Frau im Rock in der Feriensiedlung war.

Meine erste Nacht verbrachte ich in meinem neuen langen Seidennachthemd das ich mir extra für diesen Urlaub gekauft hatte.

Der Sonntagmorgen zeigte sich leider grau in grau und ich schlief lange. Gegen 11 Uhr duschte ich dann ausgiebig, rasierte mich und kleidete mich an. Da es nicht so aussah, dass der Regen heute noch nachlassen und ich somit im Haus bleiben würde, wagte ich es, mich etwas aufreizender anzuziehen.

Zuerst mein blassgelbes Torselett und den dazu gehörigen Minislip. Die Strumpfhalter fädelte ich unter dem Slip hindurch, das würde den Gang zur Toilette sehr vereinfachen. Daran befestigte ich meine Strümpfe von WOOLWORTH die ich so gerne trage. Sie sind nur 15den dünn, sehr transparent, seidenglatt, schön lang und tragen sich unheimlich angenehm. Diese Strümpfe die nur knapp 5 DM kosteten, tragen sich mindestens ebenso toll wie die ganz teuren Nylons aus England. Genau wie diese sind sie kein bisschen elastisch, jedoch vorgeformt und haben ebenfalls verstärkte Spitzen und Fersen. Und genau wie die teuren englischen Nylons knistern und rascheln sie unter den Röcken und haben ein herrlich altmodisches Faltenspiel an Knöcheln, Spann und Kniekehlen. Ich nahm welche in Farbe Zobel, einem warmen kräftigen Braunton, was gut zu meinem Rock passte. Nachdem auch meine Silikonbrüste richtig lagen, zog ich einen dünnen Strickpulli mit V-Ausschnitt in hellem beige an. Ich mag diese dünnen Pullover, denn sie geben mir durch ihre Enge und das kräftige Abzeichnen meines Busens das Gefühl eine Frau zu sein. Zum Schluss stieg ich in meinen engen hellbraunen Rock in Wildlederoptik und schlüpfte in meine braunen Veloursleder-Pumps. Pulli, Rock, Pumps und die zarten braunen Strümpfe harmonierten sehr gut miteinander und ich machte mich daran, mich zu schminken.

Das dauert immer noch ca. 1 Stunde, aber der Bartschatten muss sicher abgedeckt werden. Dazu verwende ich seit etlichen Monaten Camouflage und gebe dann ein kräftiges Creme Makeup darüber. Nur so kann ich mein Gesicht einigermaßen überzeugend in das einer Frau verwandeln. Nachdem auch Lidschatten, Mascara, Rouge und Lippenstift aufgetragen waren fühlte ich mich schon sehr weiblich. Der Nagellack war noch vom Vortag drauf und nachdem auch die Ringe an den Fingern waren, der Armreif, die Uhr, die Halskette und die Ohrclips ihre Plätze gefunden hatten fühlte ich mich richtig gut.

Ich frühstückte erst einmal ausgiebig um dann zu überlegen, was ich bei dem Wetter anstellen könnte. Außer lesen und fernsehen war mir den Tag über allerdings nicht viel vergönnt. Erst nach 18 Uhr riss der Himmel endlich auf und ich machte mich in der Dämmerung, wie schon am Vortag mit meiner Wolljacke drüber, auf den kurzen Weg zur Müllstation. Zwei ältere Männer, auf dem Rückweg vom Angeln, kamen mir entgegen und ich bekam ein komisches Gefühl. Doch sie gingen grüßend vorüber und ich wurde wieder ruhiger.

Ganz in meine Erinnerung an den gestrigen Tag versunken bin ich inzwischen schon fast wieder am Parkplatz angelangt. Hier stehen inzwischen jetzt elf Autos, aber weit und breit ist kein Mensch zu sehen.

Ich setze mich in die geöffnete Kofferraumklappe meines Wagens und ziehe die jetzt doch etwas zu drücken beginnenden Wanderschuhe aus. Eigentlich reicht es jetzt ja mit meinem ersten Outdoor Erlebnis. Vielleicht sollte ich doch besser zurück fahren und mein Glück nicht weiter strapazieren. Als ich in meine Pumps schlüpfe, die ich eigentlich nur zum Autofahren anziehe, überlege ich, ob ich darauf nicht noch den anderen, den kürzeren und befestigten Wanderweg gehen sollte.

Diese schlichten, schwarzen Pumps haben nur Größe 42, aber eine größere Weite. Als ich sie damals in dem Laden das erste Mal anzog, konnte ich kaum fassen das es so bequeme Damenschuhe gibt. Alle meine anderen Damenschuhe musste ich erst mühsam einlaufen, ja teilweise mit Schuhdehner einsprühen und dann durch intensives gehen weiten. Diese saßen an meinen Füßen wie für mich gemacht.

Ich war das erste Mal so verwegen, als Mann in dem Spezialgeschäft, das Schuhe für Einlagen und in Komfortweite anbot, einzukaufen. Dem Personal schien das nichts auszumachen, sie brachten mir den gewünschten Pumps und ich stellte fest, dass mir bei der Weite H auch Größe 42 reichen würde. Hinterher war ich so high, aber auch so fertig, dass ich schnurstracks nach Hause fuhr. Den Einkaufbummel durch Hamburgs City habe ich mir verkniffen. Dafür habe ich die gesamte Rückfahrt schon die neuen Pumps getragen und festgestellt, dass es sich damit und mit den etwas kräftigeren 4cm Absätzen problemlos fahren lässt. Vor einem viertel Jahr habe ich dort auch meine Wanderschuhe gekauft, die ich bis eben getragen habe.

Nun stehe ich hier in den Pumps und überlege, ob es nicht doch schön wäre, darauf den anderen, den blauen Weg zu gehen. Er ist - wie ich mich erinnere - durchgehend befestigt und auch nur knapp 3 Kilometer lang.

Meine Entscheidung wird ganz enorm beschleunigt, als am Waldrand eine größere Gruppe von Leuten auftaucht und auf die Autos neben mir zusteuert. Ich knalle den Kofferraum zu, hänge meine Handtasche über die Schulter und gehe mit kleinen flinken Schritten los. Schnell hat mich der Wald verschluckt und ich werde wieder ruhiger.

Nach kurzer Zeit komme ich jedoch an die Strasse, die ich jetzt überqueren muss. Ich warte einen Augenblick ab bis weit und breit kein Auto zu sehen ist, dann klappere ich hinüber und verschwinde drüben wieder im Wald.

Gestern Abend, als mich die beiden Angler nicht beachteten, bin ich dann mutiger geworden und wenig später, allerdings mit meiner dickeren Jacke bekleidet, noch durch das Feriendorf spaziert. Eine gute halbe Stunde bin ich dort im Rock und auf Pumps umher gegangen, aber kaum jemandem begegnet.

Heute morgen habe ich beschlossen, die schon lange geplante Wanderung durch die Klosterheede zu machen.

Natürlich war eine gründliche Rasur gleich nach dem Duschen unabdingbare Vorraussetzung für ein perfektes Makeup. Danach habe ich mir dann die am Vorabend schon bereit gelegten Sachen angezogen. Zuerst das Korselett und einen Slip. Meine Silikonbrüste fanden darin einen perfekten Halt und auch die 30den Strümpfe von ERGEE, die ich heute trage, werden dadurch sicher gehalten. Darüber wählte ich meine hellbeige Langarmbluse, die gut zu dem neuen Rock passt. Das Schminken dauerte natürlich wieder längere Zeit, aber dafür war ich mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden. Als ich dann auch meine Perücke fertig frisiert vom Styroporkopf nehmen konnte und aufsetzte, war ich richtig kribbelig. Doch bevor es losgehen sollte, brauchte ich noch den für mich obligatorischen Schmuck. Dafür fiel das Frühstück entsprechend kurz aus. Ich war schlicht und ergreifend viel zu aufgeregt, um außer einer Scheibe Toast und etwas Kaffee etwas zu mir zu nehmen.

Als dann meine Handtasche fertig gepackt war und ich meine Jacke angezogen hatte, gab es außer meiner aufs unermessliche gestiegenen Nervosität eigentlich keinen Grund mehr, nicht loszufahren. An der Haustür schaute ich mich noch einmal sichernd um, aber überall war es ganz ruhig. Nur ein paar kleinere Kinder tobten auf den Spielgeräten, doch diese 3-5jährigen beachteten mich gar nicht. Also schloss ich ab, ging mit auf den Holzbohlen laut pochenden Absätzen ums Haus herum und die wenigen Meter zum Auto durch das noch feuchte Gras. Schnell stieg ich ein, indem ich beide Beine in dem engen Rock zusammen ins Auto schwang. Das habe ich auch erst üben müssen, aber inzwischen klappt es selbst mit einem so engen Rock, wie ich ihn heute trage, problemlos. Dann startete ich und fuhr los, meinem ersten Outdoorerlebnis als Frau entgegen.

Ich bin inzwischen schon ein ganzes Stück weiter gekommen und der feste Weg wendet sich in einem großen Bogen wieder Richtung Norden. Nach einigen Minuten höre ich gelegentlich schon einzelne Autos auf der Straße vorüberfahren. Dann bin ich da, verhalte einen Augenblick am Waldrand und schaue die kilometerlange schnurgerade Straße entlang. Es ist wenig Verkehr und die Straße gut einsehbar. Nur durch die Kontur des Geländes sind die Fahrzeuge manchmal kurz in einer Senke oder hinter einem Hügel meinem Blick entzogen. Als alles frei zu sein scheint, gehe ich das Stück bis zur Fahrbahn. Das Auto, das von rechts kommt, ist sehr schnell, denke ich noch, beginne aber die Fahrbahn zu überqueren. Ich habe die wirklich breite zweispurige Straße kaum zur Hälfte geschafft, als aus der Senke rechts von mir das Auto mit irrsinnigem Tempo heran schießt. Ich beginne zu laufen, was in dem engen Rock und den Pumps aber kaum geht. Die Füße seitlich nach hinten werfend versuche ich so schnell wie möglich von der Straße zu kommen. Jetzt weiß ich endlich auch, warum Frauen oftmals so unmöglich aussehen wenn sie anfangen zu laufen.

Das dänische Auto brettert mit mindestens 130 km/h oder mehr an mir vorbei. „Den hätten sich die beiden Polizisten vorhin greifen sollen“, denke ich noch, während ich auf der anderen Seite wieder den Wald erreiche. Nach weiteren 20 Minuten bin ich zurück am Auto. Meinen Füßen geht es in den bequemen Pumps sehr gut und ich überlege, wo ich vielleicht noch einmal ein Stück spazieren gehen könnte. Als jedoch eine Gruppe von Erwachsenen und Kindern aus Richtung des Waldspielplatzes heran kommt, fliehe ich. So sicher, dass ich den Kontakt mit Menschen suche, bin ich denn doch noch nicht.

Nach einer viertel Stunde bin ich wieder zurück an meinem Ferienhäuschen. Doch jetzt wimmelt es im Dorf von Menschen. Es ist früher Nachmittag und überall genießt man jetzt die Sonne. Mit flatternden Nerven steige ich aus, was sollte ich auch sonst tun? So selbstverständlich wie möglich nehme ich meine Handtasche, hole die Wanderschuhe aus dem Kofferraum und gehe zur Tür. Kein Mensch scheint sich für die Dame im Rock zu interessieren, die mit laut pochenden Absätzen auf dem Bohlenbelag ums Haus herum geht. Deshalb werde ich mutiger, öffne nach kurzem Überlegen die Tür zur Terrasse und setze mich in die Sonne. Nach ein paar Minuten hole mir ein Buch und etwas zu trinken und setze mich zurück an den Tisch. Ganz langsam beginne ich den Tag zu genießen.

Kinder rennen vorbei, Erwachsene schlendern zwischen den Häusern hindurch zum Meer hinunter und alle, jedenfalls die, die zu mir hinüber schauen, scheinen in mir eine Frau zu sehen, ich werde langsam ganz euphorisch. Vielleicht ist es doch möglich, den ganzen Urlaub hier als Frau zu verbringen. Soll ich es tun?

Weiter mit Teil 2